«Werdende Mütter in Bedrängnis». Straffreier Schwangerschaftsabbruch und Engagement zugunsten alleinerziehender Frauen

Die Situation von alleinerziehenden Müttern in der Schweiz hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auf rechtlicher, sozialpolitischer und gesellschaftlicher Ebene verändert. Verschiedene Frauenorganisationen haben die Anliegen Alleinerziehender in die Politik eingebracht.

Produktiv ist ein Blick auf die Haltungen der Frauenorganisationen in Bezug auf die Diskussionen um die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs während den 1970er Jahren. Denn die Einstellung gegenüber dem straffreien Schwangerschaftsabbruch beeinflusste das Agieren für und den Umgang mit Alleinerziehenden. Im Referat wird analysiert, wie die innerhalb der Frauenbewegung(en) der 1970er Jahre kontrovers geführte Debatte zum Schwangerschaftsabbruch unterschiedliche Formen prägte, mit denen sich Organisationen für alleinerziehende Mütter engagierten.

Dies lässt sich exemplarisch an den Haltungen zweier unterschiedlicher Bewegungen zeigen: Die katholischen Frauen sahen sich selbst aufgrund ihrer Ablehnung der Fristenlösungsinitiative verpflichtet, Mütter, die sich in schwierigen Situationen bewusst für ein Kind entschieden, u.a. finanziell zu unterstützen. Die Akteurinnen der Neuen Frauenbewegung dagegen verstanden ihren Kampf für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs als Mittel zur Selbstermächtigung von Frauen(körpern). Deren Engagement richtete sich, im Unterschied zu den katholischen Gruppen, nicht ausschliesslich an Frauen in der Rolle als Mutter. Dennoch kamen viele der Anliegen der Neuen Frauenbewegung wie z.B. Mutterschutz oder Rechtsberatungsstellen besonders auch Frauen mit Kindern zugute. Somit trugen beide Logiken auf ihre eigene Art dazu bei, dass sich die Situation von alleinerziehenden Müttern in den darauffolgenden Jahren auf allen drei anfangs genannten Ebenen schrittweise verbesserte.

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