Armut exportieren – postkoloniale Migrationsregime des gegenwärtigen Indonesiens
Referat im Panel Armut und Arbeitsmigration zwischen Asien und Europa, 1848—2018. Eine postkoloniale Perspektive
Während es unter niederländischer Kolonialherrschaft vor allem javanische Männer waren, die als sogenannte ‘coolies’ rekrutiert wurden um in Minen und auf Plantagen zu arbeiten, sendet das heutige indonesische Migrationsregime jährlich Tausende von Frauen als Hausarbeiterinnen ins Ausland, mehrheitlich nach (Süd-)Ostasien und in den Mittleren Osten. Explizites Ziel dieses staatlichen Programms ist es, der Armut im eigenen Land entgegenzuwirken und die nationale Entwicklung durch die Überweisungen von Migrantinnen anzukurbeln. In ihrer Forschung beleuchtet Killias die heutige Migration indonesischer Frauen im Kontext historischer Formen der Arbeitsmigration in Südostasien und stellt dabei den Prozess der Arbeitsmigration in den Mittelpunkt: Von der Rekrutierung durch lokale Mittelmänner in einem Dorf auf Zentraljava, über sogenannte ‚Ausbildungslager’ in Jakarta, bis zu ihren Arbeitsorten in Malaysia und wieder zurück folgt Killias javanischen Frauen und nimmt dabei die moralischen, sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Prozesse unter die Lupe, durch welche diese Frauen zu „quality maids“ gemacht werden. Dabei beleuchtet sie die koloniale Genealogie der Migration heutiger Hausarbeiterinnen aus Indonesien: Diese feminisierte Form der Arbeitsmigration aus Indonesien ist dem System der Kontraktarbeit (indentured labour) des 19. und 20. Jahrhunderts in vielfältiger Hinsicht ähnlich, nicht zuletzt deshalb, weil im Prozess der Arbeitsmigration eine Schuld entsteht, welche die Migrantinnen während mehrerer Monate durch ihre Arbeit abzahlen müssen.