«Authentische Kulissen» als neuer USP in der Hotellerie
Referat im Panel The Wealth of the Past. Heritage and storytelling in the Swiss luxury industry
Um 1900 setzte der Widerstand gegen die Infrastruktur der Fremdenindustrie ein, die ganze Landschaften verschandeln würde. Spätestens in den 1920er Jahren betrachtete man die historische Hotelarchitektur, zusammen mit den Bauten des Historismus aus dem 19. Jahrhundert, mit Ablehnung und Unverständnis. Die damaligen Architekten engagierten sich für eine moderne und «ehrliche» Architektur; das Hotel aus der Belle Époque wurde zum Symbol einer überlebten Gesellschaftsordnung. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs übernahm der Bund den Kampf gegen die «alten Hotelkästen» mit einer Studie, die Hotelabbrüche und «Säuberungen der Baukörper» vorschlug. Als Höhepunkt der folgenden Sanierungen wurde mit dem Erlös aus dem Schoggitaler von 1951 eine «Säuberung des Rigi-Gipfels» inszeniert. Erst in den 1970er-Jahren begann eine allmähliche Anerkennung der Architektur aus dem 19. Jahrhundert. Mit der Rettung des Hotels Giessbach am Brienzersee in den 1980er Jahren erhielten auch historische Hotels allmählich wieder ihre Anerkennung, seit 2004 sind sie in der Hotelgruppe der «Swiss Historic Hotels» zusammengeschlossen. Neuerdings verschönern aber sogar Hotels, die aus denkmalpflegerischer Sicht keine historische Substanz mehr besitzen, ihren Marketingauftritt mit Begriffen wie «authentisch» und «echt». «Authentische Kulissen» sind im Tourismus zu einem Fact geworden, dem sich die Hotellerie neuerdings nicht mehr verschliesst.